José Saramago: Das Zentrum
Cipriano Algor ist Töpfer und wohnt mit seiner Tochter Marta in einem kleinen portugisischen Dorf. Er beliefert das Einkaufszentrum mit Tongeschirr, bis ihm mitgeteilt wird, dass sich dies nicht mehr verkaufen lasse, da die Kunden modernere Waren aus maschineller Fertigung bevorzugen.
An diesem Eindringen der modernen Konsumwelt in das Leben des Töpfers entspinnt sich eine sehr ruhig und intensiv erzählte Geschichte um den Kampf von Cipriano Algor gegen das scheinbar unausweisliche, den Verlust seiner Existenz. Denn nicht nur seine berufliche Existenz ist durch das Einkaufszentrum gefährdet, auch seine eigene. Der Schwiegersohn erhält als Angestellter des Einkaufzentrums eine Wohnung in eben diesem, in die der Schwiegervater mit einziehen soll. In der Scheinwelt des Einkaufzentrums beschließt Cipriano Algor jedoch seinen Kampf nicht aufzugeben und Risiken einzugehen, denn „… [wir sind] immer besser daran (…) das Risiko einzugehen, auf einen Feigenbaum zu klettern, um vielleicht eine Feige zu erreichen, als uns in seinen Schatten zu legen und darauf zu warten, dass uns eine in den Mund fällt.” Auslöser dafür ist der Fund einer Höhle (so auch der Originaltitel des Buches A Caverna) bei Bauarbeiten unter dem Einkaufszentrum, deren Parallele zu Platons Höhlengleichnis unübersehbar ist und die das zukünftige Handeln von Cipriano Algor bestimmen soll.
Die sehr ruhige und gleichzeitig spannende Erzählweise dieses Romans hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Und wenn einen das folgende Zitat anspricht, sollte die Leseentscheidung eigentlich feststehen:
… Wenn man liest, erfährt man fast alles, Ich lese auch, Dann dürftest du auch etwas wissen, Da bin ich mir nicht mehr so sicher,Dann musst du auf andere Art lesen, Wie, Es gibt keine Art, die auf alle passt, jeder erfindet seine eigene, die, die ihm entspricht, es gibt Menschen, die lesen ihr Leben lang, ohne je über das Lesen hauszukommen, sie kleben an den Seiten, verstehen nicht, dass die Wörter nur Steine sind, mit deren Hilfe man einen reißenden Fluss überqueren kann, sie sind nur dazu da, dass wir ans andere Ufer gelangen, das andere Ufer ist es, was zählt, Es sei denn, Es sei denn, was, Es sei denn, diese Flüsse haben nicht zwei Ufer, sondern viele, dass jeder lesende Mensch sein eigens Ufer ist, und dass es sein Ufer ist, einzig und allein sein Ufer, an das er glangen muss, …
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