Dieter Althaus, Ministerpräsident von Thüringen (CDU), hat zu der Veranstaltungsreihe „Erfurter Dialog”, die sich in einer Veranstaltung mit „Theorien zur Entstehung und Entwicklung des Lebens” beschäftigen soll, u. a. den Leiter der Abteilung Mikrobiologie der TU München, Prof. Dr. Siegfried Scherer, eingeladen, der vor allen Dingen durch sein Lehrbuch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch” Schlagzeilen gemacht hat. Vorgeworfen wird ihm, und damit jetzt auch Dieter Althaus die Idee der Kreationisten zu unterstützen.
Die Thüringer Staatskanzlei bestreitet diesen Vorwurf vehement, indem sie sagt:
Ãœberdies sei Prof. Dr. Siegfried Scherer, der einer der Gesprächsteilnehmer sein werde, kein Vertreter des Kreationismus, der in den USA für Aufsehen sorge. „Ohne der Veranstaltung vorgreifen zu wollen: Diese Theorie lehnt Scherer wegen ihres Absolutheitsanspruches und wegen erheblicher wissenschaftlicher Defizite ab”, sagte Spindeldreier.
(Quelle: Thüringer Staatskanzlei)
Und damit hat sie sogar Recht, Herr Prof. Scherer gehört nämlich zu den Vertretern des Intelligent Design, einer der vielen Strömungen innerhalb der Bewegung der Kreationisten, die übrigens auch George W. Bush untertstützt.
Aber zurück zu Prof. Scherer, der auch als Referent der Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V. tätig ist. Dort heißt es, das Ziel des Vereins sei u. a. „die kritische[n] Auseinandersetzung mit säkularen Denkvorstellungen”, was für sich genommen ja noch unter dem Stichwort Meinungsfreiheit toleriert werden kann. Die Verlinkung auf extrem fundamentalistische Vereine scheint mir jedoch weitaus problematischer.
Zurück zur Beziehung Althaus/Scherer: Wie oben schon erwähnt wurde Scherer für sein Schulbuch in der Öffentlichkeit stark kritisiert, wobei nicht unerwähnt gelassen werden soll, dass das Buch 2002 den Deutschen Schulbuchpreis erhielt. Dazu muss man allerdings wissen, dass dieser vom Verein Lernen für die Deutsche und Europäische Zukunft verliehen wird, der als oberstes Kriterium für die Vergabe des Preises angibt:
Gemäß dem in der Satzung festgelegten Vereinszweck werden solche Bücher ausgezeichnet, die Ehrfurcht vor Gott, Nächstenliebe, Toleranz und Dialogfähigkeit auf der Grundlage einer eigenen ethisch hohen, christlichen Überzeugung vermitteln.
Bei der Preisverleihung hielt 2002 übrigens Dieter Althaus die Laudatio und sagte damals:
Das heute zu prämierende Buch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch” ist ein sehr gutes Beispiel für wertorientierte Bildung und Erziehung…[…]Die Evolutionsgläubigen verallgemeinern ihre scheinbar in sich schlüssige Theorie und lassen für die Möglichkeit der Schöpfung keinen Raum.
Im Stern soll Althaus, anläßlich der jetzigen Debatte gesagt haben, dass es „kein abgeschlossenes wissenschaftliches Konzept” zur Evolution gäbe.
Weitere interessante Quellen zum Thema:
Plan kontra Darwin (Deutschlandfunk)
“Intelligent Design” ist weder Wissenschaft noch Religion (Süddeutsche)
Entwürfe in Gottes Namen (Die Zeit)
Via Spiegel.de